Interview: Thomas Köhler über Due Diligence, Selbständig sein und die Gesundheit

Ich kenne Thomas Köhler schon schon viele Jahre aus den Anfangszeiten der Virtual Forge. Er war damals noch Geschäftsführer und Teilhaber seiner eigenen Firma. Den Kontakt haben wir bis heute gehalten, auch wenn die Wege unterschiedlich waren.

Das Interview gibt Einblicke aus Sicht eines Investors und aus Sicht eines Unternehmers, der Wachstumskapital sucht:

  • Nur die richtige Beurteilung der Zukunftsfähigkeit führt zu einer guten Bewertung
  • NEIN sagen, wenn es nicht passt
  • Work-Life Balance und die Gesundheit mittelfristig nicht vernachlässigen
  1. Tom, wie ging es für Dich weiter und wie kam es zu unserem gemeinsamen Due Diligence Projekt?
    2006 hatte sich klar gezeigt, dass meine Vorstellungen von der Zukunft meiner Firma (Entwicklung zum Spezialisten für Managed Services) und die des Hauptgesellschafters (Konzern-IT-Konzepte für den Mittelstand) nicht korrelierten. Daraufhin trennten sich unsere Wege und ich verkaufte meine Anteile. Nach 15 Jahren im eigenen Unternehmen war schnell klar, dass ein Wechsel ins „normale“ Angestelltendasein nicht die erste Wahl sein sollte. Zum Glück verfüge ich über ein großes Netzwerk, und so schloss ich mich nach einigen Monaten einer „Boutique“ Unternehmensberatung als Freiberufler an, um mich dem Interimsmanagement zu widmen.
    Ich habe in dieser Zeit das Thema Security nicht aus den Augen verloren. Weil ich es nach wie vor als sehr zukunftsträchtig erachtete (was ich heute noch tue), diskutierte ich oft mit dem Eigentümer und Chef der Unternehmensberatung über die Gründung eines entsprechenden Unternehmens. Bei einem Gespräch mit Dir erwähntest Du das Interesse an einem Investor, daher stellte ich dann den Kontakt her.
  2. Du hast dann die Due Diligence der Virtual Forge durchgeführt – was sind die Erfahrungswerte von Dir und was kannst Du einem Unternehmer empfehlen, der durch einen solchen Prozess geht?
    Der eigentliche Investor muss das Business der Ziel-Company verstanden und durchdrungen haben, sonst kann er die Zukunftsfähigkeit nicht hinreichend beurteilen und wird zu einer ungenügenden Bewertung kommen. Ich bin seit dieser Zeit kein großer Freund reiner Finanzinvestoren für Start-Ups mehr, bei Licht betrachtet wäre die besagte Unternehmensberatung in Eurem Fall ein solcher gewesen. Sicher hätte es interessante Kontakte gegeben, es fehlte aber im Grunde der Bezug zu Eurem Thema.
  3. Was hast Du seitdem an Gründungen, Projekten, etc. gemacht, dass Dich besonders begeistert hat?
    Nach einem gesundheitlichen Warnschuss habe ich dann doch bei einem Unternehmen angeheuert, einem Mittelständler aus dem Bereich der Logistik-IT mit großen Wachstumsplänen. Dieser wurde dann aufgrund des Erfolgs von einem globalen Player gekauft, so dass ich dort heute als angestellter Manager aktiv bin. Allerdings habe ich relativ bald auch wieder Unternehmen gegründet: abgesehen von der Unterstützung von Start-Ups als Mentor beschäftige ich mich zusammen mit einem Rechtsanwalt sehr erfolgreich mit dem Thema Datenschutz. Das lässt sich sehr gut nebenberuflich darstellen und hat viele Berührungspunkte mit der Security. So ganz ohne Selbständigkeit geht es halt doch nicht.
  4. Im Nachhinein sind wir den Schritt damals nicht gegangen – unser Grund war, dass wir nicht an die Zukunft bzw. an die Story geglaubt haben. Ebenso war die Bewertung einfach viel zu gering. Wie ist Dein Rückblick?
    Ihr hattet durchaus Recht. Abgesehen vom finanziellen Aspekt hätte es sicher schon mittelfristig nicht gepasst, mangels Bezug zum Thema. Zudem: Wenn das Bauchgefühl nicht stimmt, sollte man nicht heiraten…