Interview: die Pandemie als Chance – meine eigene COVID19 Maskenfabrik, Teil 1

Vor ca. einem Jahr begann Corona zum allumfassenden und omnipräsenten Teil unseres Lebens zu werden. In der Phase der Lockerungen im Sommer 2020 staunte ich nicht schlecht, als mein Studienfreund Christian Herzog mir eine Packung Mund-Nasen-Schutzmasken auf den Tisch stellte. „Made in Germany“, sagte er, „ich habe jetzt meine eigene Fabrik.“ Im Laufe des Abends stellte sich heraus, dass das kein Scherz war – hier ist der 1. Teil rund um die Gründungsidee. Denn ich finde es sehr spannend, in so einem dynamischen Umfeld zu handeln und damit auch noch etwas Gutes zu schaffen. Der 2. Teil geht dann um die Gründung selbst: was treibt einen zu solch einem Schritt an, wie verlief die Planung, welche Probleme gab es und wie geht es weiter?

Christian, Du bist seit 1.9.2020 Mitgründer, Miteigentümer und Geschäftsführer der „Deutsche Maskenfabrik“. Ihr produziert medizinische Mund-Nasen-Schutzmasken (MNS) in Deutschland. Welche Ziele verfolgt ihr damit?

Unser Ziel ist es, uns unabhängiger von asiatischen Importmasken zu machen und den Menschen in Deutschland ein sicheres, qualitativ hochwertiges Produkt anzubieten, dem sie vertrauen können und das sie schützt. Daher verwenden wir z.B. für unsere Masken auch ausschließlich Vlies-Materialien aus deutscher Herstellung. Und unsere Kunden merken den Unterschied sofort – die Masken lassen sich viel angenehmer tragen, riechen nicht und die Ohrbänder halten. Darüber hinaus ist uns auch wichtig, dass wir so nachhaltig wie möglich produzieren. Wir verpacken z.B. nicht in Plastikbeuteln sondern klassisch in Faltschachteln aus Karton und wir arbeiten an Rücknahme- und Recyclingkonzepten für Großabnehmer von unseren Masken, um den Müll, der durch die gebrauchten Masken anfällt, zu reduzieren.

Input: die Materialien für die Masken.

Experten sehen wir im TV genug. Du arbeitest jedoch an der Umsetzung und hast Dich intensiv in das Thema COVID 19 eingearbeitet. Wie schätzt Du die Pandemie ein und was kommt da noch auf uns zu?

Man sieht an den Infektionszahlen ganz deutlich, dass die aktuellen, sehr harten Maßnahmen helfen und die Zahlen zurück gehen. Daher hoffe ich, dass der Lockdown bald wieder etwas runtergefahren werden kann. Auch glaube ich wird uns das Frühjahr und der Sommer ein wenig Entlastung bringen. Wir haben schon in 2020 gesehen, dass die Infektionszahlen zurück gehen, wenn es wärmer wird. Auf der anderen Seite wird das Virus nicht einfach verschwinden. Man sieht ja gerade wie schwierig es ist und wie lange es dauert, flächendeckend eine Impfung für die gesamte Bevölkerung hin zu bekommen. Ich befürchte daher, dass uns COVID 19 noch das ganze Jahr und darüber hinaus beschäftigen wird. Es sind zudem bereits Mutationen dieses Virus aufgetreten und es wird vermutlich auch in Zukunft neue Pandemien geben.

Andererseits wird uns diese Pandemie auch als Gesellschaft verändern. Ich bin überzeugt, dass z.B. der Flug- und Reiseverkehr, gerade im Geschäftsleben, nicht mehr so stark zurückkommen wird, wie vor der Pandemie. Unternehmen und Mitarbeiter haben gesehen, wie Digitalisierung helfen kann, effizient zu arbeiten, auch ohne sich immer physisch im selben Raum treffen zu müssen. Und das wird Veränderungen mit sich bringen. Für die einen wird das positiv sein, für die anderen eher weniger, wenn ich z.B. an Hotels denke, die von Geschäftsreisen leben. Wir haben aber letztes Jahr erstmalig unsere Klimaziele erreicht – letztlich durch die zwei Lockdowns und den geringeren Reiseverkehr. So eine Ausnahmesituation wie diese weltweite Pandemie, bietet also auch immer Chancen, Veränderungen herbeizuführen.

Das Tragen von Masken ist z.B. im asiatischen Raum auch ohne Pandemie gang und gäbe. Weil es einfach hilft Infektionen zu vermeiden, gerade da wo viele Menschen eng aufeinander treffen. Bei meinem früheren Arbeitgeber hatten wir in einigen Bereichen in einem ganz normalen Winter teilweise krankheitsbedingte Ausfälle von bis zu 35% des Personals. Im letzten Winter war das durch die Corona-bedingten Hygienemaßnahmen (Abstand, Händewaschen, Masken tragen) deutlich weniger. Von daher glaube ich, dass insbesondere Masken auch nach der Pandemie bei uns im Alltag einen Platz haben werden. Sicher nicht für jeden, aber es wird doch auch Menschen in Deutschland geben, die auf Qualität und lokale Produktion Wert legen werden und das ist letztlich der Bereich, für den wir kämpfen und den wir mit unseren Produkten abdecken möchten.

Output: die fertig produzierten Masken verkaufsfertig für den Shop bzw. den Vertrieb.

Wie ist Deine Meinung als Profi: welche Masken werden uns warum und wie helfen?

In Deutschland unterscheiden wir in der Öffentlichkeit eigentlich 3 Arten von Masken:

  1. OP- bzw. medizinischen MNS-Masken – das sind die Masken, die man aus dem Krankenhaus kennt, rechteckig mit diesen typischen Falten. OP-Masken sind eigentlich seit Jahrzehnten erprobt und genau für den Infektionsschutz gemacht. Wenn die Masken gut gemacht sind, also das Material nicht stinkt und nicht kratzt und die Ohrbänder weich sind, dann kann ich die i.d.R. auch über einen längeren Zeitraum bequem tragen. Und das ist daher auch die Maske, die ich in normalen Alltagssituationen empfehlen würde
  2. Dann gibt es die FFP Masken, die gerade in aller Munde … oder über aller Munde sind. Die kommen eigentlich aus dem Arbeitsschutzbereich und gar nicht aus der Medizin und dienen primär dazu, vor Staub und anderen schädlichen Stoffen zu schützen, wie sie z.B. beim Schleifen anfallen. FFP2 Masken sind auch für den Infektionsschutz geeignet und ich würde sie überall da empfehlen, wo ich entweder ein besonders hohes Risiko habe, mich oder andere zu infizieren oder besonders auf Schutz achten möchte. Also z.B. in Pflegeheimen, Arztpraxen, etc. FFP2 Masken schützen besonders gut, aber sie sind auch nicht so angenehm zu tragen und behindern deutlich mehr beim Atmen. Ohne Maskenpause kann das für den Träger schnell unangenehm und auch schädlich werden. Daher ist es immer ein Abwägen. Im Normalfall z.B. im Büro würde ich eher dazu raten, möglichst oft eine OP-Maske zu tragen und diese dafür häufiger zu wechseln, da sie ja auch deutlich günstiger sind, als FFP2 Masken.
  3. Und dann gibt es in Deutschland noch den Begriff der Alltagsmaske bzw. der Behelfs-Maske. Das ist eigentlich gar kein spezieller Maskentyp sondern der Begriff stammt noch aus dem 1. Lockdown im März letzten Jahres, als es nicht genug OP-Masken für alle gab. Da hat die Politik dann darum gebeten, dass wir die guten OP-Masken für das medizinische Personal übrig lassen und uns selbst helfen, z.B. mit selbst genähten Masken. So ist der Begriff der Alltagsmaske oder Mund-Nase-Bedeckung entstanden. Dieser Begriff steht eigentlich für alle anderen Arten von Masken, die keine spezielle nachgewiesene Schutzwirkung haben. Also von einfachen selbst genähten Stoffmasken, über Skimasken oder auch speziellen Stoffmasken mit Filtereinlagen bis hin zum einfachen Schal, den ich mir über den Mund ziehe. Diese Behelfsmasken sind in Deutschland aber aktuell nur noch in ganz wenigen Bereichen erlaubt. In den meisten Bereichen ist zur Zeit entweder eine OP-Maske oder eine FFP2 Maske vorgeschrieben, die eben auch beide über eine nachgewiesene Schutzwirkung verfügen und natürlich beide sowohl den Träger schützen, als auch den Anderen gegenüber.