Das Beitragsbild zu diesem Artikel zeigt eine Kernbohrung aus der Bauphase meines Hauses. Ich will an diesem Beispiel zeigen, dass Dinge schief gehen – also Murphy’s Gesetz zur Anwendung kommt. Ich übertrage das dann auf ein paar einfache Gedanken, die mir geholfen haben, meine Firma zu führen.
Warum ist da ein Loch in dem Bohrkern? Weil Rohre für eine Wohnraumlüftung in der Decke verlegt wurden. Dann wurde der Beton eingebracht. Und es hat sich herausgestellt, dass das Loch für die Fallrohre des Badezimmers nicht ganz gepasst hat, sodass nachgebohrt werden musste. Und dann war es irgendwie klar, dass eins der Rohre schön mittig getroffen wurde. Den Bohrkern habe ich aufgehoben, weil er schön zeigt, warum Dinge im echten Leben schief gehen:
- Im Plan sah alles gut aus.
- Die Maurer sind aber anscheinend ein paar Zentimeter davon abgewichen.
- Die Rohre waren nicht verzeichnet, sodass die Bohrung ein gewisses „Glücksspiel“ waren.
- Niemand hat vor der Bohrung mit jemand geredet.
Durch Kontrolle der Durchführung, Kommunikation der Akteure und Plananpassung hätte das vermieden werden können. Im Leben eines Unternehmers sind sind die Wechselwirkungen und die Komplexität ungleich höher als bei diesem Bau-Beispiel. Es wird daher nicht möglich sein, alles im Vorfeld bei der Planung zu berücksichtigen. Es ist hier vielmehr wichtig, dass a) alle relevanten Risiken identifiziert werden, b) handhabbare Maßnahmen besprochen werden und c) beides regelmäßig auf den Prüfstand gestellt und bei Bedarf angepasst wird. Der Prozess kann aussehen wie folgt:
- Relevante Risiken: als Unternehmer sollte man die Risiken kennen, die den Fortbestand der Firma beeinträchtigen können. Es sind sowohl externe, also auch interne Risiken zu betrachten. Die internen Risiken beleuchte ich in einem weiteren Artikel. Typische externe Risiken sind: globale Krisen, wie die Finanzkrise (es muss nicht immer eine Pandemie sein, die zur Verschiebung von Ausgaben führen), Markteintritt eines Wettbewerbers mit einem besseren Produkt oder Kampfpreisen, misslungene Integration nach einem Firmenkauf und damit verbundene Abwanderung von wichtigen Mitarbeitern.
Es gibt hier sicher noch mehr und in geeigneter Runde können diese in der Regel auch hinreichend benannt werden. Es kann Sinn machen, eine Person oder ein Team als „Teufel’s Advokat“ zu etablieren, dass die Aufgabe hat, „paranoid“ zu sein. Die Begrenzung auf eine Person oder ein Team ist wichtig, damit sich das Weltuntergangsdenken nicht in der ganzen Firma verbreitet (das ist ein typisches, inneres Risiko). - Fokussierung und Kommunikation: Die Liste der Risiken muss priorisiert werden. Denn es wird kaum möglich sein, alle zu adressieren. Schließlich ist die Hauptaufgabe eines Unternehmens tolle Produkte auf den Markt zu bringen und sich nicht mehr und mehr um Risiken zu kümmern. Es sollte benannt werden, welche Risiken wahrscheinlich sind, welche besonders weh tun würden und was man dagegen mit vertretbaren Mitteln unternehmen kann. Dem Markteintritt eines Wettbewerbers (der unweigerlich erfolgen wird, wenn man erfolgreich ist) kann man beispielsweise durch gute Kundenbeziehungen, eine klare Roadmap, und kontinuierliche Innovation begegnen. Die Risiken sowie die zugehörigen Maßnahmen sollten regelmäßig und in geeigneter Weise kommuniziert werden (das ist wieder ein eigenes Thema).
- Prüfen und Anpassen: die Risiken selbst sollen 1-2x im Jahr neu betrachtet werden. Öfter ist m.E. nicht nötig, da man ansonsten den Fokus verliert. Die Maßnahmen selbst sollten öfter betrachtet werden – tun wir genug, um z.B. die Nase vorn zu haben, wie stellen wir das fest (Kennzahlen definieren!) und wo müssen wir nachjustieren.
Wenn dies berücksichtigt wird, kann Herr Murphy sogar zu einem gern gesehenen Gast werden, um sicherzustellen, dass man sich nicht auf seinen Lorbeeren ausruht und immer weiter voran gehen kann.