Mord wegen Kaffee-Entzug

Kaffee gehört für mich seit dem Studium, also Ende der 90er Jahre, zu meinem Leben. Ich konnte nur so viele Vorlesungen überstehen, bei denen sich der Professor wenig Mühe gegeben hat und die daher einfach nur langweilig waren. Später im Beruf war der Kaffee dann ein Begleiter für viele spannende Stunden, wenn wir an der Uni etwas neues erforscht, in der Firma etwas erfunden oder an einem vertrackten Deal gearbeitet haben. Am Morgen gehört der Kaffee zur Aufwachroutine und bei Meetings (mittlerweile per Web-Session) ist er nach wie vor integraler Bestandteil. Am Wochenende gehört ein guter Kaffee zu einem Genussfrühstück. Warum also in aller Welt sollte man daher vom Kaffee ablassen? Ich hab das gemacht und will hier darüber berichten (ja, ich habe es überlebt!).

Kaffee gehört zu den sgt. Genussmitteln. Wir brauchen diese nicht zum überleben, sondern konsumieren sie, weil sie schlicht eins machen: sie schmecken gut und sie sorgen für (kurzfristiges) Glück. Darin liegt auch die Suchtgefahr begründet, je nach Genussmitteln unterschiedlich ausgeprägt. Deswegen habe ich aber nicht auf Kaffee verzichtet, den ich liebe es, Kaffee trinken. Es war vielmehr eine Empfehlung im Rahmen eines 1-wöchigen Heilfastens auf jedwedes Genussmittel zu verzichten. Und ich kann daher bestätigen, dass Kaffee a) süchtig macht und b) der Verzicht zu echten Entzugserscheinungen führen kann. Bei mir waren das vor allem anhaltenden und teilweise heftige Kopfschmerzen, aber auch Ruhelosigkeit, gefolgt von Schlappheit und einer gewissen Reizbarkeit. Das wurde erst nach 2-3 Tagen besser, ich habe es aber mit viel Disziplin geschafft. Immerhin eine Woche lang.

Was hat es mir gebracht? Ich sehe (mindestens) folgende Vorteile:

  • Bewusste Wahrnehmung von Körper und Geist: Du lernst wieder mehr, auf die Signale zu achten und dementsprechend zu handeln.
  • Konzentration: fokussiertes Arbeiten ist durchaus auch ohne Kaffee möglich. Nutze lieber eine Pause, um den Kaffee zu geniessen, anstatt ihn nebenbei literweise in dich rein zu kippen.
  • Natürlicher Flow: ohne Kaffee lernst Du, den Flow Deines Biorhythmus zu folgen. Arbeite im Hoch, ruhe Dich im Tief aus.
  • Besserer Schlaf: bei mir wirkt Kaffee 100% und ich kann nicht einschlafen, wenn ich nach einer bestimmten Uhrzeit noch eine Tasse zu mir nehme. Ohne Kaffee kann ich schlicht besser schlafen und die Batterien aufladen.

Wie geht es denn jetzt weiter?

Für immer auf Kaffee und andere Genussmittel zu verzichten. Dafür bin ich zu sehr Hedonist (ein weiteres Thema für einen weiteren Artikel). Der geplante und kontrollierte Entzug hat mich aber Achtsamkeit (noch ein Thema!) für den Genuss gelehrt: den Genuss bewusst genießen. Ich habe seitdem die Kaffeemenge deutlich reduziert und genieße seither jede Tasse doppelt und dreifach. Das gilt für mich mittlerweile auch für viele andere Genuss- und Lebensmittel. Falls ihr auch mal auf so eine Idee kommt, lasst mich wissen, ob ihr es geschafft habt, ohne einen Mord zu begehen.

Die Kraft der Disziplin

In all den Jahren als Unternehmer, Sportler und Privatmann habe ich beobachtet, dass Disziplin eine Tugend ist, die einem dabei helfen kann, Berge zu versetzen. Für mich ist Disziplin daher ein positiver Begriff. Er bedeutet „das Beherrschen des eigenen Willens, der eigenen Gefühle und Neigungen, um etwas zu erreichen.“

Disziplin ist wichtig, um Ziele zu erreichen. Wenn man erfolgreich sein will, ist ist Disziplin meines Erachtens unabdingbar. Denn Erfolg ist in den seltensten Fällen Glück, sondern das Ergebnis von Beharrlichkeit (nicht vom Weg abkommen), konsequentem Handeln (entscheiden und machen) und Eigenverantwortlichkeit (vs. Schuld sind immer die anderen). Es ist durchaus so, dass man mit Disziplin den Erfolg und damit auch Glück provozieren kann. Ein positiver Kreislauf zur Freiheit und Selbstbestimmung, die durch Disziplin geschaffen wird.

Auf sich selbst angewendet, kommt man von der oft fremdbestimmten Disziplin zur Selbstdisziplin. Wikipedia sagt dazu: “Mehrere Langzeitstudien der letzten Jahrzehnte ergaben, dass das in Tests und Untersuchungen ermittelte Maß der Fähigkeit zur Selbstdisziplin in der Kindheit ein sicheres Indiz war für vielfältigen Erfolg im späteren Erwachsenenleben.” Ich schätze mich schon immer als sehr (selbst)diszipliniert ein und kann das aus meiner Sicht und meinem Werdegang nur bestätigen.

In folgenden Artikeln schreibe ich über meine Erfahrungen mit der Disziplin und wo das hinführen kann. Privat und im Beruf. Beispiele hierfür sind vielfältig:

  • Kaffeeentzug (habe ich gerade im Kontext des nächsten Themas durchgezogen – ich kann schon jetzt sagen, dass das für einen Techie seeeeehr viel Disziplin erfordert).
  • Heilfasten
  • Digitales Fasten
  • Diplomarbeit schreiben (heißt heute Bachelor und Master, nicht wahr)
  • Doktorarbeit
  • Haus bauen
  • Diverse sportliche Ziele, z.B. einen Triathlon finishen
  • 30 Tage Kettlebell Challenge
  • Firma gründen und groß machen

Ich freue mich schon auf die Folgeartikel zu diesem Thema, jetzt geht es aber erstmal raus an die Luft. Denn die Sonne scheint und ich muss das genießen. Wie ist Deine Einstellung zur Disziplin?